Sie wurde am 8. Juli 1926 als eine von Drillingsschwestern geboren und wuchs in der Nähe von Zürich auf. Nach dem Krieg studierte sie Medizin und arbeitete kurze Zeit als Landärztin. Nach ihrer Heirat ging sie in die USA und begann dort 1958 ihre Fachausbildung für Psychiatrie. 1965 übernahm sie eine Professur an der Universität Chicago.
1969 erschien ihr erstes Buch „Interviews mit Sterbenden„, das sie weltweit berühmt machte. Damit brach sie mit dem Tabu, das Sterben als einen wesentlichen Teil des Lebens aufzufassen. Die Hospizbewegung, Sterbebegleitung und Selbsthilfegruppen für Trauernde verdanken sich ihrer Initiative. Bis zur Erscheinung Ihres Bestsellers war der Tod ausschließlich eine Domäne der Geistlichkeit. Die Ärzte waren am Leben interessiert, und das Leben war für die Lebenden da. Der Tod wurde den Leichenbestattern überlassen. Doch Elisabeth Kübler-Ross wagte es, Sterbende zu fragen, was und woran sie dachten und welche Gefühle sie angesichts ihres bevorstehenden Todes hegten. Mit ihren Erkenntnissen löste sie eine wahre Revolution aus.
Die Sterbenden, so schrieb sie, durchlaufen bestimmte Stadien:
- Leugnung: „Nicht ich, das kann unmöglich mir passieren“
- Zorn: „Warum ausgerechnet ich?“
- Verhandeln: Hadern mit Gott
- Depression: Das Spiel ist aus
- Akzeptanz: Es ist gut so.
Wenn man den Sterbenden hilft, das zu tun, was die Therapeuten „Arbeit an der Depression“ nennen, dann können sie am anderen Ende des Tunnels ihrer Depression wieder auftauchen und das fünfte Stadium, das Stadium ihrer Akzeptanz, erreichen. Dies ist ein Stadium großer spiritueller Ruhe und Gelassenheit und auch ein Stadium des Lichts. Menschen, die den Tod akzeptiert haben, haben ein Licht in sich. Es ist beinahe so, als seien sie schon gestorben und in einem psychospirituellem Sinn wieder auferstanden. Das zu sehen ist wunderschön.
Das kommt jedoch nicht sehr häufig vor. Die meisten Menschen sterben nicht in diesem wunderschönen fünften Stadium der Akzeptanz. Sie sterben immer noch leugnend, zornig, verhandelnd oder deprimiert. Der Grund dafür ist, daß die Arbeit an der Depression so schmerzlich und schwierig ist, daß sie, sobald sie damit konfrontiert werden, wieder in das Stadium des Leugnens oder des Zorns oder Verhandelns zurückfallen.
Ihnen dabei zu helfen, dieses wunderschöne fünfte Stadium der Akzeptanz zu erreichen, ist eine der Aufgaben der Hospizbewegung.
1995 erlitt Kübler-Ross einen Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr erholte. Nach weiteren Schlaganfällen blieb sie an den Rollstuhl gefesselt. In ihrem Heim in Scottsdale, in der Wüste von Arizona, wartete sie, wie sie kämpferisch-provokativ erklärte, auf den Tod.